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Jakobsradweg mit dem Fahrrad

Der Jakobsradweg

Auch wir sind mal weg .....

Archiv: Onlinetagebuch auf dem Jakobsweg 13.6. bis 29.6.2008

 

 

Karte Jakobsradweg

Der Jakobusweg ist eigentlich ein Pilgerweg für Wanderer. Doch unternehmen immer mehr Menschen die Pilgerreise per Fahrrad oder folgen den alten Pilgerpfaden aus historischem Interesse.

Dieses Jahr sind auch wir dabei - auch darum, dass wir mitreden können.

Wir haben die eigenen Räder mitgenommen und fliegen zum Start nach Santander. Der Rückflug startet in Santiago de Compostella und bringt uns nach Stuttgart.
Technisch sind wir bestens ausgerüstet: In unseren Satteltaschen steckt ein nagelneues Apple Macbook Air, das, obwohl federleicht, trotzdem mitgetragen werden will. Ein T-Mobile Stick soll die Verbindung ins Netz schaffen.
Fotografisch begleitet uns eine Olympus E-510 mit dem sagenhaften Objektiv 12 - 60 mm.
Zur Streckenaufzeichnung nutzen wir ein Garmin CS76Csx und ein Etrex 705.
Allerlei Kabel, Netzteile und tatsächlich unsere Fahrradkleider füllen den Rest der Taschen.

Für die Strecke von Pamplona bis Santiago de Compostella - das sind etwa 850 km - planen wir mit Besichtigungen 10 - 12 Tage ein.
Wir hoffen auf gutes Wetter!

Veranstalter Jakobsradweg
Alle Veranstalter
Literatur dazu:

306 Seiten zu 19,90 Euro.
ISBN 978-300024711-8
Im Eigenverlag zu bestellen bei
E-mail: Rudolf Mäder

Ulrich Hagenmeyer
Das Ziel ist der Weg
Jakobsweg

Bikeline
Der Jakobsradweg

Karten 1: 100.000
Ganz Frankreich in 1:100.000

 


Freitag 13. Juni 2008: Anreise

Flug von Frankfurt/Hahn nach Santander an der Nordküste von Spanien.
Mit dem Mietwagen wollen wir heute bis nach Pamplona fahren.

Der Flug hat sehr gut geklappt. Glücklicherweise hatten wir die Fahrräder in Kartons verpackt. Ohne Schaden kamen die Räder an und fanden sofort Platz in unserem Mietwagen. Mit dem Astra Variant fuhren wir in gut zwei Stunden nach Pamplona, der Hauptstadt Navarras.
Es hat 13,5 Grad!

Hier steppt in den engen Gassen der Bär. Die Fussballeuropameisterschaft hinterlässt hier im Süden noch mehr Emotionen.

Wir essen in einem kleinen Restaurant im ersten Stock eines alten Hauses in der Caldereria San Augustin ein Drei-Gänge-Menue um 15,00 Euro.
Superlecker (Paella, gefüllte Paprika mit Fischmousse, dünne Kalbfleischschnitzel mit Roquefortsauce, Profiterolles....). Die Flasche Wein aus der Region kostet hier 5 Euro! Der Anreisetag, wenn auch Freitag, der 13., hat sehr gut begonnen.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.


Samstag, 14. Juni 2008: Wir sind jetzt Pilger

Heute morgen kam glücklicherweise die Sonne zum Vorschein und damit war der Tag gerettet.
Wir besichtigten Pamplona und besuchten die Kathedrale. Auf die Frage, wo wir den Pilgerausweis erhalten, erhielten wir eine detailierte Beschreibung wo dies geschehen könne.
Leider war die Pilgerherberge noch geschlossen und wir hätten ab 13,00 Uhr nochmals kommen sollen.
Da gesellte sich in Form von Estephan - so nennen wir ihn einfach jetzt - ein rüstiger Rentner zu uns. Er wollte unser Problem kurzerhand regeln, scheiterte aber an den selben Zeitschienen wie wir.
Dann ergriff er als stolzer Baske das Zepter und machte mit uns ungewollt eine Stadtführung. Weil wir nicht spanisch sprechen, er aber kein Englisch oder Deutsch konnte, wählte er kurzerhand französich als gemeinsame Kommunikationsplattform und so konnten wir, weil alle dieser Sprache nur bedingt mächtig waren, eine gemeinsame Basis finden.
Stolz zeigte er uns das mittelalterliche Pamplona, dann die Festungsanlagen. Mit Feuereifer kam dann der Stierkampf an die Reihe, die Ausgangsposition der jungen Stiere und Erzählungen über die wagemutigen jungen Männer, die mit den Stieren durch die engen Gassen Pamplonas Richtung Arena rennen.
Pamplona ist doch schön? Er war richtig stolz auf seine wunderschöne Heimatstadt. Leider mussten wir uns von ihm trennen, weil wir um 12.00 Uhr das Zimmer im Hotel räumen mussten.

Dann fuhren wir mit dem Mietwagen zum Flughafen und wollten unser Fahrzeug abgeben. Leider war der Schalter nicht belegt. So mussten wir das Fahrzeug "blind" abgeben und en Schlüssel in einen Briefkasten werfen.
Die Fahrräder kamen heil aus den Schachteln und waren in kurzer Zeit zusammengebaut; dann ging es um 14.00 Uhr los.
Der Flughafen liegt etwa sechs Kilometer außerhalb von Pamplona und so mussten wir eigene Wege suchen, um auf den "Camino" - den Jakobsweg zu kommen.
Mit einigem Glück gelang uns das Vorhaben; wir fanden den Weg bei "Cizur Menor" und fuhren steil bergauf über ein vorgelagertes Gebirge.

Herrliche Landschaft

Herrliche Landschaft im Angesicht der Pyrenäen

Gut 400 Höhenmeter ging es bergauf bevor wir wieder abwärts bis Puente la Reina abfahren konnten:
Dort beeindruckte die Innenstadt und die Kirchen aus dem 12. Jahrhundert.
Hier konnten wir auch endlich unseren Pilgerausweis beantragen.

Ein Abstecher führte uns zu der Templerkirche "Santa Maria de Eunate", die von einem offenen Kreuzgang umgeben ist.

Herrliche Landschaft

Die Templerkirche Santa Maria de Eunate

Der weitere Weg führte uns nun mit starken Steigungen in die Berge.
In Estella hatten wir eine Übernachtung per Internet gebucht, die sich aber gut 4 Kilometer weiter draußen in einem Hotel auf der Höhe entpuppte.

Der erste "Fahrradtag" war also rund 70 km lang und mit 1000 Höhenmetern gesegnet. Landschaftlich aber unheimlich reizvoll und beeindruckend. Ein bißchen wie Toskana.
Ebenso begeistert waren wir von allen Mitmenschen. Egal ob Fußgänger, Pilger, Autofahrer (trafen wir ganz wenige), Radfahrer oder Menschen am Fenster und im Vorgarten. Alle grüßten freundlich, waren hilfsbereit und aufgeschlossen.

Unser Höhendiagramm: 1020 Höhenmeter




Sonntag, 15. Juni 2008: Wir sind in der Rioja

Heute starten wir bei trübem Wetter, besichtigen zuerst das Kloster bei Irache.

Kloster Irache

Dann fahren wir (bei stetigen Bergen) Richtung Villamayor, sind begeistert von der Kirche in Los Arcos. Hier findet gerade ein Konzert statt. Die Darstellung der Maria, umrahmt von goldenen Figuren, ist ein bekanntes Pilgerziel. Der leichte Regen, dem wir kurz ausgesetzt waren, hat dann auch prompt aufgehört.

Weiter geht es nach Sansol, rauf und runter, die Nationalstraße ist wenig befahren, alle anderen sind auf der Autobahn...

Die Kirche hier ist geschlossen, aber auch von außen sehenswert.

In "Torres del Rio" bewundern wir "Sante Sepulcro", einen romanischen Bau aus dem 12. Jahrhundert mit achteckigem Grundriss.

Kirche mit maurischen Elementen in Torres del Rio

In einer Art Vereinsheim machen wir kurz Pause, alle sind supernett und lieb, obwohl wir kein Wort verstehen. An der Wand hängt ein Foto von Miquel Indurain, dem mehrfachen Tour de France-Gewinner, auch ein Baske..... kein Wunder, dass der so eine Kondition hatte, das verstehen wir jetzt aufgrund der vielen Steigungen.

Auf der wenig befahrenen Nationalstraße 111 geht es dann mit vielen Höhenmetern weiter bis nach Viana. Hier gibt es eine Kirche beim schönen Rathaus "Iglesia Santa Maria" mit einem tollen Renaissance-Portal. Leider ist sie geschlossen. Gleich daneben thront ein monumentales Kloster "San Franzisko", welches heute ein Seniorenheim beherbergt. Auch im Zentrum steht die Ruine der Kirche San Pedro, ein imposantes Barockportal ist noch zu bestaunen.

Nach einer Espresso-Pause radeln wir dann weiter auf dem Fußweg des Camino Richtung Logrono. Herrliche Mohnblüten zwischen den Getreidefeldern laden zu vielen Fotostopps ein. Wir erreichen dann die Nationalstraße im Ebro-Tal in Richtung Logrono. Über die Brücke Richtung Kathedrale fahren wir in die alte Stadt ein, finden gleich eine Pension nahe der Kathedrale de la Redonda und besichtigen abends auch noch die Santiago-Kirche mit dem Abbild des Jakobus als Maurentöter.

In dem schnuckeligen Lokal "Kuppa" bei der Kathedrale essen wir hervorragend und sehr günstig. Grüne Bohnensuppe, Kartoffelsuppe mit Wurst, gegrillte Leber, Fisch und Katalonische Creme.
Der Chef ist in Deutschland geboren, spricht gut Deutsch und berät uns ganz toll. Der Rioja "Grand Riserva" von 2003 ist spitze und das Menue auch. Es gibt noch einen Traubenlikör des Hauses und dann beenden wir den Tag - wieder mit einem Regenschauer.

Kathedrale in Logrono

Unser heutiges Höhendiagramm: 706 Höhenmeter


Montag, 16. Juni 2008: Wir übernachten im Kloster

Keine Angst, wir sind keinem Orden beigetreten. Es hat sich einfach so ergeben. Als wir heute morgen nach einem Regenguss in Logrono losgefahren waren, wurde das Wetter warm und schön. Nur ab und zu zogen einzelne Gewitter über die bergige Landschaft und wir konnten den Schauern durch geschickt geplante Pausen ausweichen.

Ebroschleife kurz nach Logrono

Zum Beispiel nach der herrlichen Etappe am Ebro in Fuenmayor.

Ankunft bei Sonne, Getränkepause - prompt ein Schauer, der uns zu einem warmen Kartoffelkuchen verhilft. Danach möchten wir noch die Kirche besichtigen, aber es ist stockdunkel. Sofort ruft ein netter Passant in die Dunkelheit und eine liebe, alte Dame, die "Hüterin der Kirche" erscheint. Sie beleuchtet uns die Altäre und erzählt uns jede Menge, leider verstehen wir wieder nur Bahnhof. Vorsatz: Beim nächsten Mal lernen wir vorher Spanisch, damit wir die freundlichen Menschen hier auch verstehen.

Störche auf dem Kirchturm

Nächster Stopp ist in Navarette. Hier gibt es wieder einen kurzen Schauer, den wir im Vorhof eines alten Friedhofes trocken verbringen. Dabei bewundern wir gleich das romanische Portal aus dem 12. Jahrhundert.

Bergdörfer

Weiter gehts: Bergauf nach Sotes, hier gibt es Wasser aus dem Brunnen und ein schönes Kirchenportal mit dem Heiligen Martin. Dann nach Ventosa, Huercanos, Najera. Najera liegt am Fluss Rio Najerilla, malerisch unter roten Felswänden mit Höhlen.

Auch hier stoppen wir gerade rechtzeitig zu einer Kaffeepause, als ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner ankommt. Frisch gestärkt fahren wir dann steil bergauf nach Hormilleja und flitzen dann den Berg wieder hinunter. Nach 5 km stellen wir fest, wir sollten nach Hormilla, nicht nach Hormilleja. Also retour, wieder Höhenmeter und schwitzen, dann die richtige Abzweigung nehmen.

Auf dem rechten Weg erreichen wir dann Azofra, Allesanco und schließlich bei viel Berg und Gegenwind den Ort Canas mit seinem bekannten Kloster.

Der Regen kommt

Dann beginnt wieder der Regen und wir haben einen Berg vor uns, der gerade im untersten Gang zu bewältigen ist. Aber wir sind tapfer und halten durch. Die letzten 10 km bis Santo Domingo de la Calzada geht es eben und wir kommen tropfnass an. Die massiven Mauern des Klosters laden uns ein. Hier ist ein Hotel untergebracht, also haben wir Zimmer, Kloster, Kreuzgang und Ausblick auf den "Nonnentrakt", alles in einem.


Aber auf den letzten 18 km hat es uns dann doch erwischt. Die Berge hoch bei Gegenwind und Regen und danach eine "patschnasse" Abfahrt nach Santo Domingo. Und danach ins Kloster!

Unser Höhendiagramm: Höhenmeter: 1172 m

Dienstag, 17. Juni 2008: Wir brauchen keinen Regen

Als wir morgens vom Hotel (eigentlich vom Kloster) ins Freie sehen, denken wir: bleib liegen! Trostlos grau und trübe zeigt sich die Landschschaft.

Trotzdem stehen wir auf und genießen das Buffet des Hotels, wo es alles gibt: Frisch gepresster Orangensaft, lokale Köstlichkeiten an Wurst und Käse, Lachs, frisch gebackener Kuchen, frische Früchte, Eier und Kartoffelkuchen.

Zwei Yupimädels nebenan nippen gerde mal am Kaffee, schlingen etwas Obst hinunter und dann so schnell wie möglich weg. Wir genießen unsere 10 Euro voll und das Wetter dankt es uns.

Nach dem Verlassen des Hotels hellt es auf und wir besichtigen noch die Stadt und die Kathedrale des "Hühnerwunders".

Kloster in Santo Domingo de la Calzada

Hier in Santo "Domingo de la Calzada" soll sich im Mittelalter eine komische Geschichte zugetragen haben. Ein Ehepaar aus Köln sei mit ihrem Sohn nach Compostella gepilgert. Ein Mädchen hätte sich in den gut aussehenden Sohn verliebt, sei aber nicht erfolgreich gewesen. Aus Gram hätte sie ihm einen Siberbecher ins Gepäck geschmuggelt und ihn dann wegen Betruges angezeigt.
Weil das Diebesgut gefunden wurde, war man schnell mit dem Urteil: Hängen war die gängige Strafe. Das Ehepaar zog traurig weiter nach Compostella und kam nach mehreren Wochen zurück und wollte den Sohn besuchen. Er hing immer noch am Galgen, lebte aber noch. Schnell rannten die Eltern zum Richter, der gerade gebackenes Geflügel aß und schilderten den Vorfall. Er soll gesagt haben, dass ihr Sohn genauso lebendig sei, wie sein gegrilltes Geflügel. Daraufhin flogen seine Hähnchen, obwolhl im Ofen zubereitet, durchs Fenster. Der Sohn wurde gerettet und das Vorkommnis dem Heiligen Jakob zugeschrieben.
Seither ist in der Kathedrale ein echtes, lebendiges Hühnerpaar (das immer wieder erneuert wird) in einem Käfig, um an das Geschehen zu erinnern.

Danach begann unsere Etappe auf verkehrsarmen Straßen.
Erst fuhren wir nach Nordwesten nach Heramelluri mit schöner Kirche, dann ging es über Leiva und Tormantos nach "Cerezo de Riotiron", alles auf fast unbefahrenen Straßen. Leicht ansteigend erreichen wir "Belorado" und kommen dort schon die 900-Meter Marke.

Kirche in "Belorado"

Hier findet die erste Pause statt, mit wenig Essen, weil sich das monumentale Frühstück im Klosterhotel noch auswirkt.

Der Weg von Belorado bis Tosantos folgt der viel befahrenen Nationalstraße, die, weil die Autobahn hier noch nicht fertig ist, von zahlreichen Schwerlastern befahren wird.

Wir sind froh, dass wir in Tosantos auf eine kleine Nebenstraße ausweichen können. Diese führt in Serpentinen auf über 1000 Meter Höhe. Wir sinnieren hier, wer wohl diesen Straßenverlauf erdacht hat. Im Tal wäre es ebener gewesen, der direkte Weg näher, aber diese Straßenführung brachte das maximale Landschaftserlebnis, gerade weil wir den Berg erklommen haben, eine herrliche Rundumsicht hatten und auf der anderen Seite den Berg in einer tollen Abfahrt wieder verlassen konnten.

Ausflug von der Nationalstraße auf die einsamen Berge

Auf der Talseite erreichten wir "Villalomez" einem Ort, der nur aus einem Steinbruch und den Wohnungen der Arbeiter bestand.
Über ein kleines Flusstal erreichen wir "Villamondor" einem noch kleineren Ort, von dem eine Straße nach Westen abzweigt, die uns in totaler Einsamkeit (es begegneten uns gerade mal zwei Autos) nach Westen bringt und die Nationalstraße umgeht.
Wieder erreichen wir die 1000 Meter Marke und erreichen den Pilgerort "San Juan de Ortega", mit einer romanischen Kirche aud dem 12. Jahrhundert.
Wir sammeln unseren Pilgerstempel ein und erfahren, dass in dem Refugio kein Wasser gibt, weil irgendwo ein Rohrbruch war. (Da wird es wohl jetzt muffeln, es ist nämlich voll!)

Die Kirche im Pilgerort "san Juan de Ortega"

Über einen weiteren Höhenrücken kommen wir wieder in die Nähe der Nationalstraße, überqueren sie aber und fahren wieder verkehrsberuhigt über "Arlanzon" im gleichnamigen Flusstal in Richtung Burgos.

In "Ibeas de Iuarros" müssen wir für vier Kilometer der Nationalstraße auf dem Pilgerweg folgen.
Erst in "Acuartelmento" zweigen wir nach links in Richtung "Castrillo del Val" ab und erklimmen einen Höhenzug entlang dem "Rio Arlanzon".
Eine ruhighe Seitenstraße bringt uns über "Cardenajimeno" zu den ersten Häusern von "Burgos".
Entlang einem Radweg in einem Erholungsgebiet erreichen wir in der Abendsonne die schöne Stadt "Burgos".
Gegenüber der Kathedrale mieten wir uns mit Blick zur Kirche in einem nicht ganz preiswerten Hotel ein (aber mit Ankleidezimmer und Freisitz...).


Kathedrale in Burgos: Der Blick von unserem Fenster

Den Abend beschließen wir mit einem fünf Gänge-Menü, über dessen Bestandteile uns das Wörterbuch erst noch aufklären muss.
Aber es war einfach Klasse und den Erläuterungen nach katalonische Küche!

Unser Höhendiagramm: Höhenmeter: 1076 m


Mittwoch, 18. Juni 2008: Herrliche Landschaften und "Begegnungen" auf dem Camino

Heute wäre eigentlich unser Ruhetag. Zeit für Kultur und Besichtigungen, für Wäsche und Erholung.
Von unserem Fenster - genau gegenüber der Kirche - hatten wir von Sonnenaufgang bis zum Gang zum Frühstück die Kathedrale bewundert.
(Allerdings hatten wir nur den Blick zwischen den gewaschenen und aufgehängten Fahrradkleidern)
Den Morgen nutzen wir zur Besichtigung der beeindruckenden gotischen Kathedrale von Burgos. Für vier Euro kann man die gesamte Kirche und die angeschlossenen Museen besichtigen.
Aus hellem Stein ist die Kirche, die filigranen gotischen Fenster und die Verzierungen der Türme gemeißelt. Im Innern ist die Kirche sehr hell. Über zwanzig Kapellen sind im Grundriss in Seitenschiffen ausgearbeitet.

Stadttor in Burgos

Ein beeindruckendes Gefühl überkommt uns bei der Besichtigung.

Wir starten gegen 14.00 Uhr dann doch aufs Radl, um die nachfolgenden langen Touren auf dem Weg nach Leon, um etwa fünfzig Kilometer abzukürzen.
Der Weg aus Burgos heraus verläuft zunächst am Fluss entlang und erreicht den Ort Villabilla.
Wir folgen dem "Camino" der Fußpilger, aber dadurch verlieren wir durch Neu- und Umbauten der Autobahn den Überblick, wo wir eigentlich sind.
Am Ende folgen wir einer Eisenbahnlinie, die der falschen Richtung folgt.
Über eine rettende Brücke gelangen wir schließlich in den Ort "San Mames".

Nachdem wir uns hilflos umschauen und in die Karte schauen, die nicht mehr mit den aktuellen Daten übereinstimmt, rettet uns ein älterer Mann, der ebenfalls mit dem Fahrrad auf dem Weg ist.
Als er merkt, dass seine Erläuterungen und Gesten bei uns nicht weiterhelfen (wir lernen Spanisch, verschprochen..) fährt er einfach vorne weg und zeigt uns den Weg über Feldwege zur Abzweigung auf unseren "rechten" Weg nach Tardajos. Nach drei Ermahnungen, auf keinen Fall auf die Autobahn zu fahren kommen wir schließlich in Tardajos an und füllen unsere Wasserflaschen an einem der zahlreichen Brunnen. Bei uns sind es die "gelben Engel", hier haben wir wieder einmal einen Radlerengel gehabt.
Über eine kleine Landstraße kommen wir in den winzigen Ort "Rabe de las Calzados". Dort muss es ein Schwesternheim geben, denn nahezu jeder Fußgänger ist eine ältere, weiß gekleidete Nonne.

Trinken kann man an den zahlreichen Brunnen

Vor einer Pause in einer Bar lernen wir einen Pilger kennen, einen hübschen jungen Mann, Australier wie wie erfahren, der Heike - gut aussehend wie er ist und allein - an Pater Ralf aus den "Dornenvögeln" erinnert.
Hier folgt dann die Fahrradstrecke dem "Camino" für Fußgänger und wir radeln dem naturbelassenen Weg über einen Höhenkamm. Es geht landschaftlich schön, allerdings nur langsam voran und wir erreichen wieder eine Höhe von über 900 Meter. Nach dem langen, mühsamen Anstieg kommt allerdings eine jähe Abfahrt auf Geröll, auf der man kurz schieben muss.

Jähe Abfahrt auf Geröll

Hier treffen wir wieder unseren netten "Pater Ralf", der uns jetzt erzählt, dass er für 18 Monate auf Weltreise ist und nur so nebenher den Jakobsweg läuft - alle Achtung! (Von Australien über Brasilien, Kanada, Beringstraße per Schiff, Sibirien mit dem Zug, Jakobsweg... aus der Traum vom Pater und Zölibat...)

Nach der Abfahrt ins Tal sind wir im Tal des "Hamazuelass" und radeln auf einer kleinen Nebenstraße von "Hornillos" nach "Villanueva".
Hier müssen wir fünf Kilometer ansteigend der Nationalstraße folgen. Der Verkehr hält sich auf dieser Etappe durch den Neubau der Autobahn sehr in Grenzen und wir begegnen mehr Radfahrern als Autofahrern.
Auf der Höhe von "Citores del Paramo" zweigen wir nach "Yudego" ab und folgen einer Hochebene nach Südwesten.
Steinige Wiesen begleiten uns und wir bewundern die fleißigen Bauern, die aus den ausgelesenen Steinen ganze Steinreihen und -hügel bauten.

Wir sind jetzt in Kastilien und nach den milden Weinhängen und Olivenhainen in Navarra und den Getreidefeldern gestern fühlen wir uns nahezu im schottischen Hochland mit kargem Gras und Büschen und vielen Steinen. Fehlen nur noch die Dolmen?

Über "Villandiego" erreichen wir wieder bergauf den Ort "Castallanos de Castro" wo uns auf der einsamen Landstraße Fasanen begegnen.

In einem sanft abfallenden Tal fahren wir nach Hontanas in Richtung "Castrogeriz". Auf der Strecke liegt die Ruine des "Convento St. Anton".

In "Castrogeriz" empfängt uns die wunderbare Kirche "Santa Clara" und das hoch über dem Ort gelegene Castello.

Am Ortseingang von Castrogeriz

In einem Hostal mieten wir uns ein und essen das erweiterte Pilgermenü mit einer Flasche sehr gutem Rioja und vier Gängen kastellanischer Köstlichkeiten.

Der Camino nimmt uns immer mehr gefangen, man vergisst die Tage, rechnet nicht mehr in Soll und Durchschnitt, sondern genießt nur einfach die Landschaft und wird demütig und geduldig, denn nach jeder schönen Abfahrt folgt wieder ein kräftiger Hügel - wie im Leben!

Höhenmeter: 853 m

Höhendiagramm:


Donnerstag, 19. Juni 2008: Die Hälfte haben wir schon erreicht

Nachdem wir in Castrogeriz schon um 8.00 Uhr zum Frühstück gingen, kamen wir heute früher weg. Vorher kam es kurz zu einer Aufregung der seither eher wortlosen Wirtin. Sie sah mich fertig im Fahrraddress im Foyer und war danach ganz aufgeregt. Erst als ich das Pantani-Kopftuch abnahm, erkannte sie mich wieder und begann herzlich zu lachen.

Der Jakobsweg verlässt Castrogeriz auf der Landstraße 400 entlang einer Eremitage (einer alten Klosterruine) und zweigt in dem kleinen Ort Castrillo nach links ab.
Gleich geht es kernig bergauf, die Straßenränder wirken aber, als hätte ein Landschaftsgärtner hier Wiesenblumen eingesät.

In Fromista besichtigen wir eine frühromanische Kirche aus dem 11. Jahrhundert:

In Carrion besichtigen wir Kirchenschätze und die Innenstadt.
Die Iglesia de Santiago stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist mit schönen Reliefs ausgestattet.

Als wir durch das Hochland in "Sahogun" ankommen, gönnen wir uns ein "Pilgermenü um 8 Euro.

Ein Vorspeisenteller:

Ein Fischteller:

... und Flan als Nachspeise:

Unsere Strecke: 95 km, Unsere Höhenmeter: 803 m

Unser Höhendiagramm:

Freitag, 20. Juni 2008: Der Kreis wird enger

Wir wollten früh morgens im Hotel in Sahagun das Frühstück einnehmen und gingen in den Frühstücksraum. Ein völlig demotivierter Ober fragte uns, was wir wollten: "Desayuno" - was auf spanisch Frühstück heißt. Es kamen Cafes mit Milch.
Entweder beginnt es jetzt, kommerzieller zu werden oder der hat uns am Vorabend als Deutsche geoutet. Da spielte nämlich Deutschland:Portugal in der EM und "wir" haben gewonnen. Da war derselbe Ober da???

Gut so, wenn der nicht will, dann frühstücken wir eben später auf dem Weg.

So besichtigen wir nochmals die Kirche des ehemaligen Klosters und die romanische Kirche San Tirso.

Die romanische Kirche San Tirso

Über eine alte Steinbrücke über den Ceu-Fluss verließen wir Sahagun und fuhren aus dem Ort hinaus.
Der Radweg folgt der fast autofreien Nationalstraße 120. Wir bleiben auf der Straße, da wir beim "Autozählen" auf maximal drei kamen.
Der Fußweg des Camino folgt der Straße.
Bei "Calzada del Coto" zweigte der Radweg auf eine kleine Nebenstraße ab, die gänzlich unbefahren war.
Der Straßenrand scheint von Gärtnern bepflanzt zu werden, denn nur so kann so ein perfektes Miteinander von Farben und Blumen entstehen. (Klatschmohn, Kornblumen, Margeriten, Kornblumen, Ginster.....)

Nach zwölf Kilometern erreichen wir den kleinen Ort "Bercianos del Real Camino" und machen in einem kleinem Restaurant mit Biergarten Halt.
Ein super Kaffee und köstliche Kuchen, z. B. eine Art versenkter Apfelkuchen und allerlei Gebäck wareten auf uns. Und das für 2,70 Euro pro Person.

Hier treffen wir eine einzelne Frau, die ihre Blasen mit Pflastern behandelt und noch 8 km weiterlaufen will. Ebenso eine fülligen Deutschen aus dem Taunus, der "lahm" geht und uns erzählt, dass er 5,5 Wochen insgesamt eingeplant hat und in den Pyrenäen gestartet ist. Bedingt durch das Regenwetter am Anfang hat er zwei Etappen mit dem Bus aufgeholt.

Nach der Weiterfahrt passieren wir eine Kirche, deren Dach momentan gedeckt wird. 5 Männer geben Ziegel von Hand zu Hand... "Where do you come from - Englisch?". Nachdem wir uns identifiziert hatten und uns alles Gute gewünscht wurde, ging es weiter und wir folgten der kleinen Straße zwischen der Autobahn und dem Fußweg des Camino.

Bei einer einsamen Eremitage hielten wir an, zwei ältere Ehepaare betreuten die Kirche und ließen uns noch zur Besichtigung rein.

Dann ging es weiter durch einsame Gebiete mit riesigen Feldern, in denen Regneranlagen standen, die gut 90 Meter breit waren. Felder über Felder folgten, mal Weizen mal Mais.

Die Straße unterquerte dann die Eisenbahnlinie und führte auf der anderen Seite schließlich zu einem Ort mit einer kleinen Kirche.
Da der "Stempler" in der Kirche saß, haben wir uns sofort einen weiteren Stempel für den Pilgerausweis besorgt.

In der Kirche von Burgo besorgen wir uns einen Pilgerstempel.

Weiter ging es auf der kleinen Straße durch endlose Weiten bis zum Ort "Reliegos". Dort dröhnte uns lautstark Musik von Elvis Presley entgegen. Wo sind wir??
Die Quelle war schnell ausgemacht: Es war eine Bar, in der der Besitzer und zwei alte Opas saßen. Das waren 30% der Einwohner vermutlich.
Natürlich machten wir dort Pause und es gab ein "Cerveza", einen Orangensaft und eine große Flasche Wasser. Tortillas gab er uns gleich kostenlos mit.
Von einem anderen Pilger angesteckt, der ein Schinkenbaguette aß, bestellten wir auch gleich eines: gut 100 g feinster Rauchschinken auf einem halben Baguette und das für 3,50 Euro!

Unser Zwischenstopp mit Schinken

Der nächste Ort hieß "Mansilla de los Mulas", ein ehemals ummauerter Ort, deren Reste noch vorhanden waren. Gleich zwei sehr schöne Kirchen waren zu besichtigen und sehr schöne Straßenzüge mit mittelalterlichen Häusern.

Über den Fluss "Rio Esla" erreichten wir eine Nationalstraße, der wir aber auf dem parallel verlaufenden Camino verkehrsarm folgen konnten.

Hier fiel uns sofort auf, dass es dort keinen Gegenverkehr gibt. Alles und jedes strebt nur nach Westen.

Auf dem Pilgerweg blieben wir bis kurz vor Leon, wo uns ein Mitarbeiter eines Autohauses auf die Stadtautobahn lenkte.
So erreichten wir nach vier Kilometern Bergabfahrt die historische Stadt Leon.

Weil wir heute schon um 16.00 Uhr ankamen, stand gleich die Stadtbesichtigung auf dem Plan. Ein hübsches Hotel im Zentrum wurde gebucht und die Räder eingestellt. Dann zu Fuß in die sympathische Altstadt.

Auch hier steht eine riesige gotische Kathedrale im Zentrum. In der Kirche in der Kirche war gerade der Gottesdienst zu Ende und ein gemischter Chor sang noch mehrere Lieder - monumental! Wie in Burgos auch hier rund um die Kirche mit dem Chorgestühl viele herrliche einzelne Kapellen und wundervolle bunte Glasfenster.
Von den übrigen Kirchen und alten Klosteranlagen in der Stadt ganz zu schweigen. Auch ein Teil der Stadtmauer ist noch erhalten.

Die gotische Kathedrale von Leon

Das Essen war heute wieder gigantisch.

Vorspeise: Fischmousse mit Knoblauchcreme und Crepes mit Gemüse und Ziegenkäse überbacken

Hauptgang: Schnitzelchen mit Kartoffeln und rosa gebratene Entenbrustscheiben mit Rotweinsauce und Aprikosen

Dessert: Flan Caramel und Milchreis
Dazu ein wundervoller Tinto (14 %!), Wasser, Brot und Cafe con leche

Da lacht das Herz und der Magen!

Fazit des Tages: Alle Pilger, Wanderer und Fahrradfahrer, sammeln sich so langsam auf einem Weg oder direkt nebeneinander.
Man sieht, dass es doch einige sind (von Massen aber nicht zu reden).
Eine Art Sogwirkung entsteht und immer wieder sieht man Gesichter, die man schon überholt hat. Offensichtlich nehmen viele Fusspilger am Rande einer Stadt wie Leon den Bus durch die Vororte und Industriegebiete, nur so können die Fusspilger die 60 km auch an einem Tag überbrücken.

Wir haben jetzt rund 510 km mit dem Rad hinter uns, also bleiben uns noch circa 365 km bis Santiago. Wahrscheinlich wird der Pilgerstrom jetzt von Tag zu Tag stärker, wir lassen uns überraschen.

In Leon aber tobt der Bär, es ist wieder Freitag und jung und alt und Kind und Kegel ist auf den Gassen, überall Musik und Wochenendstimmung.

Unser Höhendiagramm: Tageskilometer 60, Höhenmeter 563 (lasch!)

Samstag, 21. Juni 2008: Sonne, Wind, Alternativtouren und "Wir haben den Himmel getragen"

Das ist kein Scherz: Wir haben zumindest dabei geholfen, den Himmel zu tragen. Als wir in "Hospital de Orbigo" die Kirche besuchen wollten, baten uns zwei ältere Damen unmissverständlich vor zum Altar zu kommen. Wir zierten uns etwas, weil wir nicht verstanden, was wir tun sollten aber es gab kein Entrinnen.
Dann standen wir vor einem edlen Stoffkonglomerat mit 8 Stangen. Mit den Händen wurde uns schon gezeigt, wie wir jeweils 2 Stangen halten mussten, damit der Stoff zu einer Art Baldachin wurde. Unter diesem "Himmel" läuft der katholische Pfarrer bei Prozessionen.
Umso lieber gab man uns hinterher den Pilgerstempel.

Der Tag hatte mit der Besichtigung der extrem großen Kirche San Marcos in Leon begonnen. Eine riesige Anlage, in der neben der Kirche, ein Museum und ein großes Hotel untergebracht war.

San Marcos, ein ehemaliges Kloster ist heute Kirche, Museum und Hotel

Danach folgten wir den gelben Pilgerzeichen und gelangten nicht ohne Hilfe aus der großen Stadt. Aber leider waren wir auf einem anderen, als dem erhofften Weg. Es gab wohl doch noch mehrere Jakobswege.
Zuerst überquerten wir ein Autobahnkreuz auf dem "normalen" Pilgerpfad: auf steinigen steilen Pfaden und danach landeten wir auf einer viel befahrenen Nationalstraße.
Kurzerhand planten wir um und fuhren auf einer kleinen Landstraße in Richtung Süden in der Hoffnung (der Kartenausschnitt war der falsche) "Chozas de Arriba" zu erreichen.

Hochmoor auf der Alternativstrecke

Über eine Hochebene mit vollkommen anderer, fast hochmoorartiger Fauna erreichten wir die Autobahn und die Eisenbahn und überquerten diese Hauptverkehrsadern.
Bald hatten wir die erhoffte, verkehrsarme Strecke über "Chozas de Abajo" nach "Mozondiga" erreicht.

In dem kleinen Ort "Villar de Mazarife" machten wir wegen der Störche Halt. Drei Paare nisteten auf dem Kirchturm und klapperten um die Wette.

Auf fast jeder Kirche nisten Störche - ein Geklapper ohne Ende

Weil die "Albergo" so gut aussah, machten wir Pause und ließen uns zu einem "Pilgermenü" als Mittagessen überreden.
Es gab eine lauwarme, scharfe Fischsuppe mit Kartoffeln, dann Kalbsgulasch mit Kartoffeln bzw. Tortillas und hinterher den obligatorischen Flan, der nicht aus der Fertigmischung kommt.

Fischsuppe - lauwarm und scharf - etwas für heiße Tage

Nach einer kurzen Straßenetappe fuhren wir nun auf dem naturbelassenen Pilgerweg und waren um die 130 mm Federweg unserer Frontgabel froh.

Über Villavante, einem landwirtschaftlichen Ort, erreichten wir die Nähe der Autobahn und zweigten zur gut beschilderten "Puente de Orbigo" ab, einer Brücke aus dem 13. Jahrhundert, die noch original erhalten ist.
Viele Geschichten ranken sich um dieses architektonische Meisterwerk.


Die Puente de Orbigo aus dem 13. Jahrhundert

Abseits vom Verkehr radelten wir durch kleine Orte, mussten aber schließlich doch noch einen Teil auf einem alten Straßenteil längs der Nationalstraße 120 fahren.

Durch den Ort "San Justo de la Vega" erreichten wir das Tal von Astorga.

Zahlreiche Kirchen, eine schöne Innenstadt und der Bischofspalast, den Gaudi für den damaligen Kirchenregenten schuf, beeindruckten uns.
Viele Pilger, die wir in Leon kennengelernt hatten, trafen wir hier wieder.

Bischofspalast von Gaudi - wie von Walt Disney erschaffen

Als wir abends auf der Plaza saßen (beim zweiten 3-Gänge-Menü des Tages), bot sich uns ein Maskenball. Wir hatten schon bei der Ankunft in Astorga eine vermeintliche Hochzeit beobachtet. Aber abends saßen plötzlich ein paar der Damen, deren Schuhe mehr kosten als unsere Fahrräder, neben uns. Es kamen immer mehr und wir mussten unseren Tisch versetzen. Geschminkt und gepudert mit Blüten und Bändern im Haar, tief dekolletiert und aufgedonnert - waren wir im Fernsehen???

Doch der Spuk war schnell vorbei - die Gläser mit den teuren Getränken noch halb voll...."weg worns"....

Dafür konnten wir noch mehrfach die Glocken am Rathaus schlagen hören, zwei Figuren (Männlein und Weiblein; Colasa und Perico) schlagen zur vollen Stunden gleich zwei Mal hintereinander die Glocken.

Heute war nochmals ein angenehmer Rad-Tag mit geringen Steigungen, dafür aber 30 Grad von morgens mit abends und heftigem Wind (und das natürlich immer gegen unsere Fahrtrichtung).

Tageskilometer: 66 km
Summe Höhenmeter: 746
Höhendiagramm:


Sonntag, 22. Juni 2008: Hitze, Berge und Begegnungen

Heute starten wir früh, weil das Frühstück "übersichtlich" war.
Die Straße aus Astorga führt an einer alten Eremitei vorbei, vor der zwei ältere Ehepaare ganz aufgeregt zu hantieren beginnen, als wir uns nähern.
Sie werden richtig glücklich, als wir nach dem Stempel für unseren Pilgerausweis fragen. "Woher kommen Sie?", als sie uns als Deutsche erkennen, erhalten wir ein Heilgenbildchen in deutsch, aber nur eines.


Der erste Pilgerstempel am heutigen Tag

Heute steht der "Cruz de Ferro", ein über 1500 Meter hoher Bergrücken auf dem Programm. Dort legen die Pilger kleine mitgebrachte Steine ab, als Sinnbild dessen, eine Sorge liegen zu lassen.
Auch wir haben für Bekannte Steine liegen lassen.

Über eine kleine Landstraße erreichen wir das historische typische Dorf "Castrillo de Polvazares".
Es besteht aus traditionellen Steinhäusern und ist noch total verkehrsberuhigt. In der letzten Zeit wurden die Häuser in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt und das Dorf ist Ziel von Ausflugsfahrten.


Das mittelalterliche Steindorf "Castrillo de Polvazares".

Es geht nun weiter bergauf und der "Camino" folgt im wesentlichen der kleinen Straße, mal rechts und dann mal links.

Die Vegetation längs des Weges ist genau wie gestern sehr abwechslungsreich, besteht aber aus völlig anderen Pflanzen.

Steingärten längs der Straße

Von hier aus steigt die Straße bis nach "Rabanal del Camino" an. Ohne großen Verkehr verläuft die Straße immer etwa gleich stark bergauf.


Rabanal del Camino

Dies ist der letzte Ort vor dem acht Kilometer langen Aufstieg zum "Cruz de Ferro". In großen Schleifen führt der Weg steil nach oben.

Stark riechender Ginster wechselt sich mit blauen Kräutern ab, wird aber mit steigender Höhe immer spärlicher. Im oberen Bereich wird der Anstieg mit Gepäck schon sehr beschwerlich.

Aber irgendwann stehen wir vor dem Steinberg mit dem Holzkreuz und legen die Steine ab.

Steineablegen am Cruz de Ferro

Die vermeintliche Abfahrt enthüllt sich als Abfahrt mit erneuten, heftigen Anstiegen.

Wir planen unsere Pause in "Acebo" ein. Doch zuvor kommt noch eine landschaftlich beeindruckende Abfahrt von über 1500 Metern auf 1100 Meter.

"Acebo" entpuppt sich als Museumsdorf mit einigen Refugios und einem Restaurant. Als wir dort in der "Forelle" ankommen sind wir zunächst übrig und sitzen ungeschützt in der Sonne, weil alle Plätze innen und im Schatten belegt sind (aber das sind vielleicht grade mal 15).

Alternativessen, weil das Menu aus ist

Der Chef sagt uns schließlich, dass das Menü "ausgegessen" sei, er aber ein paar kleine Sandwiches machen kann.
Wir nehmen das Angebot an und erhalten schließlich ein kulinarisches Sammelsurium der Oberklasse. (Lauch- und Paprikaquiche, Käse mit Pesto, Salat mit Spargel und warmes Baguette mit Tomatenpaste).

Dann fahren wir die restlichen 500 Meter ab bis Ponferrada.

Fast 1000 Höhenmeter steile Abfahrt, das tut den Händen gut

Zwischenzeitlich hat das Thermometer die 36 Grad-Grenze überschritten und wir suchen ein Zimmer.

Direkt gegenüber der alten Templerburg (hier hatte der Templerorden im 12. Jahrhundert eine Trutzburg errichtet zum Schutz und zur Beherbergung der Pilger) mieten wir uns ein.

Die ehemalige Templerburg

Wir sehen uns noch die schöne Altstadt mit Kirche, Kathedrale, Torre del Reloj und Marktplatz an und essen wie gehabt ein üppiges 3-Gänge-Menue mit einer guten Flasche Tinto. Spanien spielt gegen Italien und wir erleben nach der Verlängerung und Elfmeterschießen noch ein Highlight, weil Spanien weiterkommt in der Europameisterschaft. Das ist uns noch einen Traubenschnaps wert und dann endet der Tag gegen 1.30 Uhr wie üblich.

Tageskilometer: 57,8 km
Summe Höhenmeter: 928 Hm
Höhendiagramm:


Montag, 23. Juni 2008: Aufguss, innerer Schweinehund und Schiebestrecke

Heute nacht zog eine Gewitterfront mit starkem Regen über die Region (kein Wunder nach dem superheißen Tag gestern). Deshalb konnten wir erst gegen 10.00 Uhr starten. Aber der "Chef" ist froh, dem war es gestern zu hitzig.
Das Frühstück in unserem Altstadthotel, genau gegenüber der Templerburg bestand wie gestern nur aus einem "Süßen Stückchen" und einem hervorragenden Kaffee.
Nach dem obligatorischen Suchen: Wie komme ich aus der Stadt, finden wir den Zubringer zur Landstraße "N VI", die laut Reiseführer das weitere Ziel bestimmen soll.
Glücklicherweise entdecken wir eine Straße längs des "Canals Boja de Bierza", die ohne Verkehr parallel zu den großen Straßen führt.

Der Kanal "Canal Boja de Bierza"

Über kleine Orte mit mittelständischer Industrie (Schlosser, Gärtner ..) radeln wir -gut gegrüßt - nach Carracedelo.

Im Ort "Carracedo del Monasterio" besuchen wir die Klosterruine, die ein Museum beinhaltet, aber wir waren - es ist Montag - am falschen Tag am richtigen Ort.

Das Kloster "Carracedo del Monasterio"

Weiter ging es auf der Landstraße "006A" nach "Cacabelos", das eine schöne Kirche und ein Refugio besitzt.
Hier treffen wir viele Pilger, die meisten allerdings nur mit Tagesgepäck. Natürlich oder eigentlich leider vornehmlich Deutsche. Offensichtlich gibt es Anbieter für den Pilgertourismus ab dieser Region, d.h. die Touris werden mit "leichtem" Gepäck morgens ausgesetzt und am Abend in einem Hotel mit Service wieder eingesammelt.

Über mehrere Hügel - rauf und runter - ohne Höhengewinn erreichen wir "Villafranca de Bierzo".
Es ist schon wieder sehr warm und durch den heftigen Regenguss in der Nacht erscheint es uns wie in der Sauna, wenn gerade jemand den "Aufguss" gemacht hat.

Am beeindruckendsten ist dort die rein romanische Kirche "Iglesia de Santiago", die komplett aus dem zwölften Jahrhundert stammt.
Selbst das Kreuz zeigt Jesus nicht als Leidenden, sondern als Herrscher am Kreuz. Hier ist das "Tor der Vergebung", wer früher nicht mehr weiterkonnte (wegen Krankheit etc.), dem konnten hier seine Sünden vergeben werden.

Iglesia de Santiago, eine rein romanische Kirche

Im Ort besichtigen wir das Castell und mehrere Kirchen.

Castell des Markgrafen

Der"Pilgerradweg" folgt einer kleinen Straße, die um einen Umlaufberg führt und danach wieder die Nationalstraße erreicht.

Hier ist links der Straße hinter einer Betonabschirmung ein gelb markierter "Pilgerweg" ausgeschildert.
Wir folgen diesem Weg, der fast ohne Steigung weiterführt.
Eigentlich müssen wir einen Anstieg von 700 m auf 1200 Höhenmeter bewältigen, wir radeln aber immer noch auf guten 500 Metern Höhe herum.

Der Radweg folgt der Nationalstraße und der Autobahn, die fast gleichberechtigt das ganze Tal einnehmen.

Bei "Portela de Valcare" folgen wir der ganz alten Straßenführung und durchfahren traumhafte Orte mit kleinen Steinhäusern und herrlichem Blumenschmuck.

Oft sitzt ein braungebrannter Opa am Weg und freut sich über unseren Gruß.
Hier treffen wir auch wieder vermehrt Pilger und sogar ein paar Radfahrer.

Schöne Orte auf dem Pilgerweg

Die kleine Straße beginnt nun kräftig anzusteigen und wir fahren oft im untersten Gang. Endlich auf der Höhe von 700 Metern, aber auf 1200 wollen wir heute.
Die Wasserflasche ist schon mehrfach an den zahlreichen Brunnen gefüllt worden, doch das nackte Wasser will nicht mehr schmecken.
Ein Bier wird es in dieser abgelegenen Gegend nicht geben. Da hilft nur die "Magnesium" oder "Calcium"-Tablette.

Mit vielen Halts schleppen wir uns nach oben und schwören uns: Nächstes Mal gibt es weniger Gepäck. Die letzten 2 Stunden schrie der innere Schweinehund manchmal ganz laut... das ist wohl auch ein Teil des Pilgerweges! (Das Kopf-Problem ist immer das größte beim Bergfahren, die Beine und der Hintern sind das kleinere Übel).

Ein ganz kurzes Stück mussten wir sogar schieben, die Steigung wäre ohne Gepäck sicher noch möglich gewesen, aber mit den Satteltaschen ist das doch ganz beschwerlich.

Durch gigantische Landschaft geht es nach oben.

In "Pedrafita do Cebreiro" - kurz vor dem Pass - finden wir ein Hostal. Die Hausherrin passt uns bei Verlassen des Hauses ab, ob wir nicht das Hausmenü essen möchten: wir glauben wenigstens, dass das so hieß.

Es blieb uns keine Wahl: Nach neun Uhr kam auch noch ein Ober.

Dann gab es einen randvollen Teller Nudelsuppe mit sehr guter Konsistenz, dann ein geschmortes Ragout, wahrscheinlich aus Kalb und hinterher drei Ananasscheiben aus der Dose.
Ist ja eigentlich klar, denn Ananas wachsen hier oben nicht.
Selbstverständlich ist das Baguette, die Flasche Rotwein, das Wasser und der leckere Kaffee zum Schluss.

Als wir fertig sind, taucht ein junges vermeintlich spanisches Paar auf, das ebenfalls mit dem Fahrrad im selben Hostel nächtigt. Auch dieses wird zum Hausmenü überredet, nur waren die Worte zur Beschreibung des Menues blumiger.

Ohne wirklich gute Spanischkenntnisse muss man hier auf Gebärdensprache zurückgreifen. Und das sieht schon lustig aus, wenn zwei Streifenhörnchen (braun, nicht braun, braun) erklären, was sie wollen. Da hier auch nicht ein Wort Englisch gesprochen wird, schreiben wir die Uhrzeit für das geplante Frühstück auf die Serviette. Ein freundliches Kopfnicken lässt uns hoffen, das es dann auch klappt. Wir sind gespannt.

Tageskilometer: 56,5 km
Summe Höhenmeter: 942 Hm
Höhendiagramm:


Dienstag, 24. Juni 2008: Nebel lichten sich, Pilger nehmen zu; wieder ein Highlight mit mediterranem Ambiente

Zur Erinnerung; Wir übernachteten in einem Bergdorf auf 1140 Metern und wollen heute über mehrere Pässe, um das Mittelgebirge zu überqueren.

Die Nacht hat dem Pass ein weißes Hütchen verpasst und wir stehen voll im Nebel. Kaum Sicht und die Luft ist so feucht, als ob es leicht regnen würde.
Was tun: Warten oder Losfahren? Die Straße ist nass, man sieht kaum 30 Meter.

Wir fahren! So früh morgens geht das richtig gut. Mit der untersten Übersetzung radeln wir fast ohne Mühe über 200 m nach oben. Ein Pilger, der zu Fuss mitwandert, ist nicht viel langsamer, stellen wir fest.
Ein Radfahrer, der die gleiche Strecke fährt, überholt uns wohl, macht aber ähnliche Pausen wie wir, so dass wir doch ins Gespräch kommen.
Er radelt schon seit acht Uhr heute morgen, wir erst seit zehn. Er will zügig weiter, wir wollen lieber etwas sehen. Das Gipfelbild am Cebreiro-Pass, 1300 mtr., ist nur mit Schild - der Rest ruht im Nebel.

Nebel am ersten Pass

Wir machen im Bergdorf "O Cebreiro" halt und trinken in einer urigen Wirtschaft einen "Cafe con leche". Im Wirtshaus hängt der Abdruck einer deutschen Zeitung, in dem über die Wirtin und deren Mutter berichtet wird.
Also sind wir in!

Der Nebel lichtet sich zwischenzeitlich und stellenweise sieht man schon in Seitentäler. Es ist eine ganz mystische Stimmung, wie die Sonne die Nebelschwaden auflöst...

Wie von Geisterhand ist der Nebel zur Seite geschoben

Nach dem "O Cebreiro" geht es zunächst wieder etwas bergab und dann bergauf über den "Alto de San Roque" Pass.

Hier lichtet sich der Nebel vollends und wir sehen gigantische , gelbe von Ginsterhecken bewachsene Seitentäler. Ein Pilgerdenkmal mit einem bronzenen, eilig dahinwandernden Pilger steht hier auch.

Nun geht es wieder bergab und ein letztes Mal bergauf. Während eines Halt fahren wir in ein Bergdorf und erleben einen Viehtrieb mit super abgerichteten deutschen Schäferhunden, die die Kühe treiben.
Zwei Hunde und ein Bauer steuern ganz einfach eine Herde von sicher vierzig Kühen. Kaum driftet eine Kuh mal ab, kommt der Hütehund und versucht zu steuern, will die Kuh nicht, zwickt der Hund in die Beine, dann klappt plötzlich alles wie von selbst. Auch eine romanische Kapelle sehen wir nebenbei.

Romanische Kapelle

Auf dem weiteren Weg sehen wir ein Bündel aus Rucksack und was anderem liegen. Als wir uns darüber unterhalten, kommt plötzlich aus dem Schlafsack eine Stimme; "Kann mir mal einer sagen wie spät es ist?"
Und dann das Gesicht eines jungen Mannes, der sich auf dem Pass mal so richtig ausgeschlafen hat. Es ist 12.15 Uhr!!!

Wir müssen ein letztes Mal 1335 Meter überfahren. Am Pass "Alto de Poio" steht natürlich eine kleine Wirtschaft, an der sich zwangsläufig alle Nationen und Menschenarten treffen.

Am Pass"Alto do Pojo"

Der Ganzkörpergebräunte, der alle kennt, doch so sehr mit seinem Körper beschäftigt ist, die drei Italiener, die mit Rucksack fahren, damit ja kein Gepäck auf dem Fahrrad lastet, die zwei Holländer, die seither nie grüßen konnten, aber plötzlich hier ganz freundlich sind und die fünf Männer in den besten Jahren, die es uncool finden auf der Straße zu fahren und lieber dem Pilgerpfad folgen. Leider müssen sie immer wieder das Fahrrad tragen, aber man will es ja so.

Nach einer kurzen Erfrischung geht es nun endgültig 900 Meter bergab (für uns wie vorgesehen auf der kleinen Straße) und so kommen wir in Triocastelar an und machen zuerst mal mit dem Pilgermenu eine zünftige Mittagspause.
Das Menue ist sehr gut und wir nehmen nur noch Wein (ohne Wasser) zu uns, da haben wir uns schon dran gewöhnt! Beeindruckt sind wir von einem Fahrrad-Pilger, der ankommt mit langen Hosen???? Erst als er sich zu uns setzt, stellen wir fest, dass unter den Hosen eine Prothese steckt - das finden wir eine Superleistung, denn wir sind auch ganz schön platt nach den letzten Höhenmetern.

Dann geht es immer noch bergab (allerdings mit Steigungen dazwischen) weiter bis zum Ort "Samos", der nicht in Griechenland liegt sondern mitten auf dem Jakobsweg in Spanien. Hier sehen wir ein Kloster, in dem auch eine Herberge untergebracht ist, sowie ein kleine Kapelle, an der soeben zwei Fahrradpilger ein Zelt aufschlagen.

Das ehemalige Kloster in Samos

Weil wir noch so fit sind, wollen wir weiterfahren und suchen uns als mögliches Ziel den Ort "Portomarin" aus, der allerdings rund 30 Kilometer entfernt ist.
Auf der Landkarte scheint dies problemlos möglich zu sein, die Höhenpfeile weisen mal nach oben, dann nach unten.

Nach rund 10 km erreichen wir Sarria, einen Ort mit Kirche, Kloster, Castello und einer schönen kleinen Innenstadt mit vielen Herbergen und Bars. Wir machen nochmals eine Trinkpause und essen einen Santiago-Kuchen, einen Rührkuchen mit Mandeln. Dann geht es weiter.

Tympanon am Kloster in Sarria

In Wirklichkeit steigt die erste Etappe danach fast 7 Kilometer nur bergan. Die Pässe hatten wir doch schon?!
Doch einmal begonnen, mussten wir die Rauf- und Runter-Strecke vollends durchziehen, weil kein geeigneter Übernachtungsort mehr dazwischenliegt.

Gigantisch war dann die Abfahrt von über 600 Metern in das auf gut 400 Metern gelegene Portomarin, das an einem Stausee liegt und dessen alte Stadt geflutet wurde.
Die Kathedrale, die abgetragen und wieder neu aufgebaut wurde und die Altstadt liegen jetzt auf dem Berg.

Portomarin am Stausee

Hier übernachten wir gegenüber der romanischen Kathedrale und gönnen uns, weil sich zwischenzeitlich ein kleiner Heiligenschein um unsere Köpfe angesammelt hat, eine Flasche "Rioja Griancha". Die letzten Fotos des Sees im Abendlicht müssen aber noch ins Netz und so starten wir als ziemlich die letzten Pilger in unsere Herberge zum "Arbeiten".

Tageskilometer: 78,5 km
Summe Höhenmeter: 1247 Hm
Höhendiagramm:


Mittwoch, 25. Juni 2008: Rauf und runter - Die mentale Krise, zwei Rioja Chriancha und wir sind im Finale!

Die Übernachtung in Portomarin war landschaftlich ein Genuss. Leider müssen wir uns heute morgen die gesamten verlorenen Höhenmeter zurück erobern.

Marktplatz in Portomarin

Das heißt: zwölf Kilometer mit kerniger Steigung bergauf.
Hatten wir nicht gestern die Pässe?

Es tut schon weh, wenn man steil hochfährt und danach wieder genau so steil hinunter. Aber so sind Flusstäler mal!

Die Flüsse verlaufen aber alle in Nord-Südrichtung und so müssen wir leider bergauf und wieder bergrunter in Folge.

Vorratskammern in typischer Form

In "Ventas de Naron" auf 740 Höhenmeter trinken wir einen Cafe, dann geht es wieder bergab.

Als wir Ligonde erreichen, fahren wir kleinste Landstraßen und müssen wieder richtig üble Steigungen hochfahren und danach natürlich wieder runter.

Schmetterling

In "Palas de Rei" erwarten wir natürlich Paläste des Königs, was uns erwartet ist ein Industrieort mit viel Verkehr und Einkaufsmöglichkeiten, in dem wir gerade mal ein ruhiges Restauraunt finden, um zu pausieren. Die ersten Pilger quartieren sich hier schon ein.
Zu unserem Cerveza con Limo (Radler) erhalten wir eine gebratene Sardine mit Brot und Gesellschaft einer älteren Dame mit Schoßhund, den sie immer küßt.
Sie zeigt uns immer begeistert die Richtung von "Santiago de Compostella".

Pilger an der Kirche von Melide

Unser nächster Halt ist Melide, natürlich wieder rauf und runter. Wir halten am zentralen Kreisverkehr, trinken und essen eine Kleinigkeit.
Die Sehenswürdigkeiten geben wir uns nachher.

Kirche in Arzua

Dann fahren wir über "San Martino" durch eine "Schwarzwaldlandschaft" mit Bambuswäldern. Ganz nebenbei sehen wir noch die Dreharbeiten eines Filmes aus den 50-Jahren.

So schön die Etappe auch war, so steil und wellig war sie und wir kamen -am zweitletzten Tag in eine echte mentale Krise, weil wir fast genausoviel Höhenmeter zurücklegten wie in unseren Bergetappen.

Den Abend beschlossen wir in einem Restaurant mit einer Gabel (das ist wie bei uns ein Stern). Etappenziel war die Stadt Arzua.

So ganz nebenher durften wir auch das Spiel Deutschland - Türkei anschauen, wobei die Spanier diesselben Favoriten hatten wie wir.
Als wir mal nicht das Pilgermenü bestellten und dafür noch eine zweite Flasche hervorragenden Rioja Chrianza, hatten wir das Herz des Patrone erobert.

Es gab: Pulpo nach Art des Hauses, Vorspeisenteller mit Wurst und Käse,
Bistecca mit Kartoffeln, Fisch mit Kartoffeln und Erbsen. Nachtisch: Käse aus der Region mit Honig, Kaffee.

Pulpo nach Art des Chefs, richtig scharf

Deutschland gewinnt und ist im Finale: Das passt doch alles!

Morgen geht es zur letzten Etappe - noch ca. 60 km bis Santiago!!!

Tageskilometer: 59,5 km
Summe Höhenmeter: 1112 Hm
Höhendiagramm:


Donnerstag, 26. Juni 2008: Rauf und runter - die letzten Höhenmeter; Santiago - wir kommen

Heute morgen erwachten wir schon um halb fünf Uhr, weil unser gemietetes "Haus" direkt an einer Altstadtgasse des Camino lag. Die Pension ist in einem alten Haus mit Säulengang - und es ist erst ein Zimmer fertig restauriert - also sind wir ganz alleine im Haus.
Viele Pilger hatten sich die knapp 40 Kilometer Tagesetappe heute als letzten Tag vorgenommen, da muss man bald raus. Das Klappern der Wanderstöcke tönte auf dem Pflaster wie das Brummen von Hornissen.

Unsere Fahrradetappe wird bei etwa 50 Kilometern liegen, da es wieder etwas abseits geht.
Aber vorher kommt das Frühstück: Wir laufen die 200 Meter zu unserer Vermieterin, aber nur der Opa ist da. Er kocht schon wieder Kartoffeln und macht die Wäsche.
Für uns kocht er Kaffee und bringt uns einen Korb mit frisch getoastetem Brot, eine Apfelkonfitüre und ein Erbeergseltz (natürlich zwei ganze Gläser).
Nachdem wir den zweiten Kaffee ebenfalls genussvoll getrunken haben, bringt der Opa nochmals eine Portion Brot und freut sich, dass es uns schmeckt.

Der Weg aus "Arzua" folgt zunächst der Nationalstraße 547, zweigt dann aber vier Kilometer später nach links in Richtung "Toura" ab.

Diese Straße ist fast vollkommen autofrei. Sie wurde von der EU finanziert (das sagen uns die Tafeln am Straßenrand) und soll wahrscheinlich später den Verkehr nach Santiago entlasten.

Zu den gewohnten Pflanzen fällt uns vor allem der Bambuswald entlang der Straße wieder auf.
In einem stetigen Auf- und Ab gelangen wir schließlich nach "Touro", das fast mit "Fuenfe-Diaz" zusammen gebaut ist.
In einem Cafe gibt es das zweite Frühstück und im Rathaus holen wir uns den "Stempel" für den zwischenzeitlich gut gefüllten Pilgerausweis.

Durch kleine verwunschene Ortschaften fahren wir tiefer und tiefer und überqueren auf einer Höhe unter 200 Metern einen Fluss. Aber wir wissen auch: Der Weg nach "Santiago" führt wieder über Höhen von fast 400 Metern.

Dann beginnt die Steigungsstrecke wieder durch kleine Dörfer. Fast jedes Haus hat einen Steinspeicher vor dem Haus. Welchen Zweck er tatsächlich erfüllt, ist uns noch nicht klar, da die besichtigten Speicher immer leer waren.

Vor den Häusern blühen Rosen, Fuchsien, Hortensien, Dahlien und Gladiolen - und das im Juni!

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Hortensien

Beim Flugplatz von Santiago erreichen wir wieder unsere "Höhe", radeln aber trotzdem mich Hochs- und Tiefs weiter. Nach einer kräftigen Steigung stärken wir uns beim letzten "Menue del dia" mit einer Flasche Rotwein, herrlichem Essen und einem Cafe solo mit "Infusion" (der Chef hat uns wohl angesehen, was wir lieben...)

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Vorspeise des 3-Gänge-Menues!!!

Nach nochmals 10 anstrengenden Kilometern sind wir dann in Santiago de Compostella.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Ein netter "Dicker" ist am Ziel!

Wir finden uns in der großen Stadt relativ gut zurecht, obwohl man die Beschilderung für Fahrradfahrer sträflich vernachlässigt hat.

Nach dem obligatorischen Verweilen auf dem Platz vor der Kathedrale machen wir noch beeindruckende Bilder. Nachdem es heute morgen recht bedeckt und kühl war, scheint jetzt die Sonne.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Begrüßungsbild an der Kathedrale

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Der heilige Jakobus auf der Front der Kathedrale

Im Pilgerbüro stellen wir uns in die Warteschlange und erhalten noch unsere Urkunde.
Wir sind ab sofort "geprüfte" Pilger und wegen unserem Heiligenschein passen wir jetzt nicht mehr durch jede Tür. Das Zimmer mit Blick auf die Kathedralentürme ist sehr schön und wir können von dort gleich noch einen Rundgang zu Fuß unternehmen. Die Altstadtgassen sind herrlich und es ist volles Leben auf den Straßen.

Das Abendessen schmeckt uns heute noch besser als sonst (wenn das überhaupt möglich ist) und wir treffen das Päärchen vom Cebreiro-Pass aus Italien wieder. Die fahren morgen auch noch an das Cap Finistere.

Währenddessen verfolgen wir auch das EM Halbfinale Russland:Spanien und standesgemäß gewinnt Spanien 3:0 und wird "unser" Finalgegner. Das passt doch gut zu unserer Tour.

Wir wollen morgen noch die Kathedrale besichtigen und dann auch ans Cap Finistere, um das Meer zu sehen.

Tageskilometer: 50,4 km
Summe Höhenmeter: 823 Hm
Höhendiagramm:


Freitag, 27. Juni 2008: Kap Finisterre und die Ruhe danach

Santiago de Compostella ist eine große Stadt. Und nach einem gewonnenen Halbfinalspiel der Spanier tobt die Stadt bis in den Morgen.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Das Feiern bis in den Morgen

So ist an Schlaf erst wenig zu denken und gleich darauf klingelt der Wecker.

Heute steht schon vor dem Frühstück die Besichtigung der Kathedrale auf dem Plan.
Wir laufen über den großen Platz der Kathedrale und freuen uns darüber, dass gestern abend das weiche Abendlicht die Kirche so herrlich beleuchtet hatte, denn heute morgen fanden wir sie logischerweise im Gegenlicht.
Das Hauptportal war noch geschlossen.

Über den Nordeingang kamen wir ins Kirchenschiff, in dem gerade eine Messe stattfand. Findige Reiseführer machten schon heimlich Führungen.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Die Figur des Heiligen Jakobus in der Kirche

Zu allem Überfluss rannte eine japanische Amateurfilmgruppe durch das Kirchenschiff, wahrscheinlich ohne zu wissen, welchen Sinn ein christlicher Gottesdienst hat.
Auf dem Hauptaltar steht eine große Jakobsfigur, die man über eine kleine Treppe von hinten erreicht. Der richtige Pilger geht dort hoch und umarmt die Figur von hinten, sozusagen als Höhepunkt der Pilgerreise.
Was die gesamte japanische Gruppe dort tut, bleibt uns unverständlich.

Die Jakobskathedrale ist von außen in einem Feudal-Stil gehalten. Innen ist sie jedoch in unverfälschtem romanischen Stil als dreischiffige Basilika erhalten geblieben.
Die unteren Rundbogen wiederholen sich verdoppelt nach oben.
Auch die Seitenkapellen haben wenig von ihrer urprünglichen Form verloren.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Kirchenschiff in Santiago de Compostella

"Und wenn die Messe in spanisch abläuft erinnert das an ein lateinisches Hochamt und der Ministrant in mir singt mit."
So war der Kirchenbesuch bis zum Segen ein echtes Erlebnis - nur die kulturell anders denkenden Völker sollten von ihren Reiseführern aufgeklärt werden.

Wir hatten beschlossen, die Fahrt zum obligatorischen Kap Finisterre mit einem Mietwagen zu machen.

Das waren zwar nur 92 km aber es gibt keine verkehrsberuhigten Straßen, man fährt voll im Verkehr mit. Die Straßen sind zwar sehr gut, aber es gibt viele Anstiege und Abfahrten.
Es war für uns nach den vielen Radkilometern ohne Ruhetag ein echter Genuss, einfach das rechte Bein etwas mehr nach vorne aufs Gaspedal zu strecken und dann gings bergauf, mit dem Rad hätten wir heute eine echte Motivationsspritze gebraucht, denn mit Gepäck geht es in den Bergen in einem der untersten Gänge und auch dann nur behäbig nach oben.

Das Gebiet vor dem Meer ist wieder durch Nadelbaum- und Bambuswälder geprägt. Bei den Häusern stehen immer noch die "Horreos", die als Getreidespeicher bezeichnet werden.

Als größere Orte liegen "Negreira", "Ordoeste", "Brandomil", "Bainas" und "Olvereioa" auf dem Weg nach "Cee", wo wir das Meer erreichen.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Auf dem Weg zum Kap Finisterre

Erst in "Corcubian" kommt langsam ein Meerarm ins Blickfeld.
Die armen Radfahrer! Die Küstenstraße steigt und fällt die ganze Zeit bis sie in "Finisterre" den letzten Ort erreicht. Von hier aus sind es noch 3,5 Kilometer bis zum Kap mit dem Leuchtturm!

Hier dachten schon die Römer, das sei das Ende der Welt.
Eigentlich endet der Jakobsweg hier. Zwei eiserne Schuhe markieren das Ende des Pilgerweges.
Tatsächlich haben wir insgesamt 6 Radfahrer und 4 Wanderer gesehen.
Alle Achtung, wir hätten das ohne mentale Aufmunterung nicht mehr geschafft.

Wir besichtigen das Kap mit seinem Leuchtturm. Plötzlich galuben wir eine Robbenkolonie zu sehen, die sich um ein Kreuz schart.
Die Kolonie entpuppt sich als Nonnenausflug, die sich alle mit ihrer Oberin vor dem Kreuz fotografieren lassen.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Festung in Finisterre

Wir mieten uns abends in einem Landhaus in der Höhe ein. Mit Meerblick natürlich!
Im Haus gibt es auch ein Hausmenü. Als wir fragen, was es gibt, heißt es: Seafood, Fish and Postres.

Wir essen dann etwas sehr Leckeres, sieht aus wie eine sehr lange Muschel in zwei Schalen, schmeckt etwas nach Spargel.
Als Hauptgang kommen dann große Fischstücke in einem Kartoffelbett mit Erbsen.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Was ist das: Seespargel oder Muschelspargel?

Der Nachtisch (den kennen wir schon von gestern) ist eine Trestertorte mit Honig und Schokoladensoße. Dieser gehört zu der "Hüftgoldsorte", denn man fühlt geradezu die Kalorien.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Katz und Hund im Sonnenuntergang

Dann müssen noch einige Schritte gemacht werden, es ist bereits wieder 22.15 Uhr. Der Sonnenuntergang nach Westen dauert aber bis nach halb elf Uhr, so dass noch einige Fotos gemacht werden können.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Sonnenuntergang am Kap Finisterre

Samstag, 28. Juni 2008: Der letzte Tag - Dankbarkeit und Sonne pur

Nachdem das Wetter auf unserer kompletten Reise, bis auf einen absehbaren Schauer sehr gut war und wir vor allem gesund ankamen, sind wir voller Dankbarkeit und freudiger Erinnerungen.
Wir hatten durchweg positive Begegnungen und Erfahrungen mitnehmen dürfen.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Die Pilgerfigur vor Finisterre

Allerdings ist uns bewusst die Übernachtuung im Refugio, der günstigen Pilgerherberge, verwehrt geblieben. Dazu sind wir wahrscheinlich zu verwöhnt und außerdem ist der Aufwand an Technik und Internet-Logistik im Stockbett im Refugio vermutlich nicht möglich.

Aber damit können wir leben. Wir haben den Camino nicht nur als Pilgerweg, sondern noch mehr als Kulturweg verstanden, die Baustile der Kirchen und Städte und die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten war uns genauso wichtig, wie die Erfahrung der Esskultur, dem Kennenlernen neuer Rezepte.
Wir haben weitaus mehr erlebt als die "Durchfahrer" und "Schnellläufer", die ohne sich umzuschauen nur ans Ziel kommen wollen; auch solchen sind wir begenet.
Begeistert hat uns die Freundlichkeit der Bevölkerung, die Hilfsbereitschaft wenn wir uns unschlüssig waren oder den Weg suchten. Sofort war ein "gelber Engel" zur Stelle.
Oft galt uns ein begeistertes Winken oder einen Daumen nach oben als Anerkennung. "Bon Camino" kam aus vielen Mündern.

Als wir ankamen, wogen wir komischerweise mehr als bei der Abfahrt, trotz über 12.000 Höhenmetern und fast 900 Kilometern.

Unser Tag war durch die Bedienung der Technik, das Speichern und Auslesen der Bilder fast 3.500 Bilder länger als bei vielen anderen Pilgern.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Entlang dem Kap Finisterre

Heute haben wir einen "Wandertag" eingelegt und sind etwa 10 Kilometer über Berge und entlang der Küste zum Kap Finisterre gewandert.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Heide und Ginster

An der Küstenstraße ging es dann zurück in den Ort "Finisterre".

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Kirche in Finisterre mit dem obligatorischen Calvaire (Kreuz)

In unserem Hotel mit Meerblick haben wir das letzte Abendessen bekommen; hervorragend, wenn wir beim ersten Gang auch nicht wussten, was es ist.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Meerstiere als Überraschung

Der zweite Gang war Dorade auf Kartoffel-Paprikabett und der dritte Flan mit Pfirsichen und Himbeersirup. Dazu ein regionaler Weißwein und ein Hierbas.

"Plaza del Toros" in Pamplona am Abend.

Dorade im Kartoffelbett

Morgen ist noch Auslümmeln, Packen Verstauen der Räder und Heimflug, am Montag erwartet uns wieder die Arbeit und der Alltag.

Und natürlich hoffen wir morgen auf einen Sieg der deutschen Mannschaft!

Bon Camino!



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