Gran Canaria
Gran Canaria bietet im Winter, wenn hier Schnee Eis und Regen
das Radfahren beeinträchtigen, ein herrliches Radfahrwetter.
Die Sonne scheint nicht zu intensiv und die Winde tragen zusätzlich
zur Kühlung bei. Diese Kühlung benötigt man auch,
wenn die schöneren Gegenden auf der Insel angefahren werden
sollen. Sobald man die noch halbwegs flachen Küstenregionen
verlässt, ist harte Beinarbeit angesagt. Dabei bestehen
die Küstenabschnitte jedoch auch meistens aus einer Aneinanderreihung
von Hügeln.
Den ersten Eindruck von der Insel erhält man beim Anflug.
Steil erheben sich die Berge der durch Vulkanausbrüche entstandenen
Insel. Der Atlantik schlägt hart gegen die hohen Steilküsten
Auch die großen Sanddünen bei Maspalomas fallen ins
Auge.
Radfahrer sucht man jedoch fast vergebens. Mir sind in einer
Woche (Febr. 99) insgesamt nur 3 Fahrer auf Rennrädern begegnet.
Ich selbst habe die Insel sowohl mit einem Mietwagen wie mit
einem Leihrad (MTB) erkundet.
Die landschaftlich schönsten Küstengebiete befinden
sich m.E. im westlichen Bereich der Insel. Die oft in den Fels
geschlagenen Straßen winden sich an den Hängen entlang
und es eröffnen sich hinter jeder Kurve neue grandiose Ausblicke.
Getrübt werden diese Ausblicke jedoch oft durch die Konzentration
die auf den nicht geringen motorisierten Verkehr gewendet werden
muss. Die Straßen sind sehr schmal und beim Begegnungsverkehr
bleibt oft kein Platz mehr für ein Fahrrad. Zudem habe ich
den Eindruck gewonnen, dass die Autofahrer teilweise auch überhaupt
nicht auf langsame Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer eingestellt
sind. Vor diesem Hintergrund kam es mehrfach zu kritischen Situationen,
die jedoch alle glimpflich verliefen (z.B. durch Vollbremsung).
Ein Ausweichen mit dem Rad war dabei meistens nicht möglich
da man entweder am steilen Fels entlangfuhr oder sich neben einem
der Abgrund hin zu Meer auftat. Lediglich in angelegten Ausweichbuchten
konnte das Panorama voll genossen werden.
Die Küstenfahrt beginnt in Agaete und endet nach einer Fahrt
durch ein weites Tal in dem schönsten Küstenart der
Insel Puerto de Mogan. Ab diesem Ort und entlang der südlichen
Küste nimmt der Verkehr deutlich zu und die Touristenströme
werden immer stärker.
Dies steigert sich immer weiter bis die "Touristenindustrien"um
Maspalomas, San Augustin und Playa des Ingles erreicht werden.
Radfahren macht hier keinen besonderen Spaß mehr, wenn
man nicht gerade ein Autofanatiker ist der zufällig auf
einem Rad sitzt.
Die Hotelburgen sind recht abstoßend und die ganze Infrastruktur
um diese Anlagen herum dienen offensichtlich hauptsächlich
dem Abschöpfen von Touristengeldern. Zum Glück sind
die meisten Touristen gehfaul und so trifft man in den hier befindlichen
großen Dünengebieten nach 1 - 2 km kaum noch Menschen.
Eine Weiterfahrt an der östlichen Küste vorbei am Flughafen
bis zur Hauptstadt Las Palmas lohnt nicht. Die Landschaft macht
einen ausgeräumten Eindruck und auch in den Städten
auf dieser Strecke konnte ich keine besonderen Sehenswürdigkeiten
entdecken. Der Verkehr bis und in Las Palmas verdirbt einem jede
Freude am Radfahren. Er wird in der Inselhauptstadt mehrspurig
durch den Ort geführt und nimmt einem jedes Gefühl
von Urlaub.
Also biege ich ab und wende mich der Berglandschaft im Landesinnern
zu. Dabei macht diese Berglandschaft flächenmäßig
den größten Teil der Insel aus.
Hier bietet sich ein ganz anderes Bild. Die Ruhe wird selten
von Autolärm unterbrochen und überall trifft man auf
kleine beschauliche Orte. Die Landschaft ist trotz der Kargheit
sehr abwechselungsreich bis hin zu den unterschiedlichsten Farben
der Felsformationen.
Beim Radfahren kommt hier jedoch nur Freude auf, wenn das Radmaterial
und die Körperkondition stimmen. Die Berggänge meiner
21-Gang-Schaltung und auch die typischen "Fahrradfahrermuskeln"
wurden zeitenweise extrem beansprucht. Ebene Strecken auf denen
man einfach dahinrollen kann, gibt es nicht. Nach jeder schnellen
Abfahrt folgt gnadenlos der nächste Berg an dem man sich
hocharbeitet. Hat man die Bergspitze jedoch erreich, tritt sofort
die Belohnung in der Form imposanter Ausblicke und urwüchsiger
Landschaften ein. Diese Landschaftsbilder sind es dann auch immer
wieder, die einen voran bringen, die die Kraft freisetzen für
den nächsten Berg.
Zusammenfassend kann folgendes gesagt werden:
Gran Canaria ist nur etwas für Radfahrer mit guter Kondition.
Diese muss durch ein entsprechendes bergtüchtiges Rad ergänzt
werden. Die Straßenbeläge sind meistens gut (wurden
in der letzten Zeit mit EG-Gelder erneuert). Unterkunftsmöglichkeiten
gibt es im küstennahen Bereich in vielen Preislagen wobei
die Preise auf einem relativ hohen Niveau beginnen. Sehr preiswert
kann man in der Jugendherberge in Guia übernachten. Auf
der Insel sind auch mehrere Campingplätze vorhanden. Spezielle
Radkarten sind mir nicht bekannt. Eine Autokarte mit einem großen
Maßstab dürfte bei dem überschaubaren Straßennetz
m.E. ausreichen.
Zum Schluss noch ein Gedanke:
Radfahren in der Winterzeit bei sommerlichen Temperaturen
ist natürlich wunderschön. Das helle Licht der Sonne,
der blaue Himmel und abwechselungsreiche Landschaftsbilder lassen
gute Gefühle aufkommen. Andererseits meldet sich aber auch
ein schlechtes Gewissen, denn durch den Flug und die dabei produzierten
Abgase wird diese Umwelt und damit unser gesamter Lebensraum
langsam zerstört.
Also ......................
vielleicht doch den nächsten Winterurlaub in Deutschland
verbringen und beim Radfahren die Reize der winterlichen Landschaften
entdecken?!
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